27.4.2020

Alles Gute zum 100. Geburtstag

Hilda Herde hat bis zum Alter von 99 Jahren in der Lingerie der Sonnweid gearbeitet. Sie war in all den Jahren eine eigene Institution in der Sonnweid, vielen Bewohnerinnen war sie Begleiterin und oft auch Stütze in Not. Bis letztes Jahr im Sommer war Fräulein Herde in der Sonnweid angestellt, sie arbeitete stundenweise in der Wäscherei - zusammenlegen, sortieren und Flickarbeiten. Und sie war im Zusammenlegen auch mit 99 Jahren schneller als manche junge Kraft.

Fräulien Herde leitete viele Jahre die Wäscherei, noch keine eingebaute Schwingi, umladen, nichts ergonomisch ausgerichtet, es war Schwerarbeit. Nachdem sie altershalber die Leitung abgegeben hatte, wollte sie gerne noch ein paar Jahre weiterarbeiten. Das tat sie, selbst als der Weg in die Sonnweid beschwerlicher wurde, haben die Mitarbeiterinnen sie zu Hause abgeholt und am Mittag wieder nach Hause gebracht.

Fräulein Herde hat die Entwicklungen der Sonnweid wohl am direktesten miterlebt, von der Verwahrungsanstalt zu einem ganz speziellen Ort für Menschen mit Demenz. Sie war nicht immer mit allem einverstanden, aber sie war loyal zu der Institution und vor allem zu den Menschen, mit denen sie umgeben war.

Der Sonnweid bleibt es, Hilda Herde zu danken, für die vielen Jahre des gemeinsamen Schaffens, für die vielen Begegnungen, dafür dass sie in den Menschen etwas ausgelöst hat: Zufriedenheit im und mit dem Leben, das kommt von Innen. Im Juli letzten Jahres musste Fräulein Herde gesundheitsbedingt die Arbeit in der Sonnweid beenden. Deshalb konnte ihr grosser Wunsch nicht erfüllt werden, bis zu ihrem Tod arbeiten zu können. Heute geniesst sie den Ruhestand. Liebe Menschen umgeben sie, helfen dort wo es Hilfe braucht. Wenn sie im Bus sitzt, wenn man sie unterwegs antrifft, man käme niemals auf den Gedanken, dass da eine hundertjährige Frau sitzt.